Exzellenter Sound ist eines der wichtigsten Elemente für jeden Konzert- und Clubbesuch. Dabei geht es nicht immer nur um die reine Lautstärke, sondern vielmehr um ein individuell angepasstes Beschallungskonzept und gute Raumakustik, um Live Acts und DJ Sets in bester Qualität erleben zu können. Wir haben bei Wolfgang Sauter, Co-Gründer und Eigentümer von Pro Performance, nachgefragt, wie der Sound im Club perfektioniert und dabei Schallemissionen außerhalb des Clubs auf ein Mindestmaß reduziert werden können.
VCC: Wolfgang, Deine Expertise ist oft gefragt, wenn es darum geht, den Sound in den Wiener Clubs weiter zu verbessern. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist auch dafür zu sorgen, dass der Schall nicht nach außen dringt. Zu Beginn: Wie ist deine Einschätzung - siehst Du eine Veränderung bei bestehenden Problemlagen und Lärmkonflikten?
WS: Eine Sache ist ganz klar und einfach – wenn die Nachbarschaft mehr Ruhe hat, dann schafft das Frieden für alle Beteiligten. Natürlich ist es nicht immer einfach die Interessen von Clubbetreiber*innen, Anrainer*innen und Behörden unter einen Hut zu bekommen. Hier einen Lösungsweg zu finden, ist schon immer Teil unserer Aufgabe gewesen.
Die COVID-19 Pandemie, als die gesamte Stadt für lange Zeit stillgestanden ist, hat auch zu einer Verschiebung der Wahrnehmung geführt und für Lokalbetreiber*innen hat sich die Situation dadurch definitiv nicht zum Besseren entwickelt. Mittelfristig kommt noch hinzu, dass mit der Reduktion des innerstädtischen Verkehrs und der Zunahme von wesentlich leiseren E-Autos die allgemeine Geräuschkulisse abnimmt, was unsere Aufmerksamkeit leichter auf den Club in der Nachbarschaft lenkt. Daher ist ein kluges Beschallungskozept in Clubs, Bars und Restaurants wichtiger denn je.
VCC: Und welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für Clubs, um in diesem Umfeld weiterhin guten Sound liefern zu können?
WS: Aus Sicht der Anrainer*innen bringt eine Reduktion um wenige Dezibel oft bereits den entscheidenden Unterschied, ob ein Geräusch als störend oder eben als nicht mehr störend wahrgenommen wird. Genauso verhält es sich für Clubs - es fehlen oft nur wenige Dezibel mehr, um ein gutes Sounderlebnis zu schaffen. Zuerst ist eine Analyse der Ist-Situation notwendig, um anschließend die richtigen Maßnahmen setzen zu können. Dabei stellt sich natürlich auch immer die Frage der Kosten-Nutzen-Relation. In den allermeisten Situationen lässt sich eigentlich immer etwas sinnvoll verbessern. Ganz grob muss man unterscheiden, ob raumakustische Maßnahmen, Isolationsmaßnahmen oder einer Kombination von beidem notwendig sind.
VCC: Raumakustik und Isolationsmaßnahmen – ist das nicht dasselbe?
WS: Nein, es geht hier um die Behebung unterschiedlicher Problemlagen. Ein Beispiel: Der Bar- und Publikumsbereich kann mitunter sehr hallig sein, das ist bei einer Handvoll Gästen noch unproblematisch. Sind jedoch mehr Menschen im Raum, steigt der Grundgeräuschpegel stark an und wir alle beginnen immer lauter zu werden. Dann kommt noch hinzu, dass am Volumeregler gedreht wird, um die Musik noch wahrzunehmen und das ganze endet in einer Spirale. Mit einer Verbesserung der Raumakustik, u.a. durch bspw. poröse Absorber und Diffusoren, können wir den Grundgeräuschpegel im Lokal deutlich reduzieren und die Schallenergie gleichmäßiger verteilen. Nicht selten um bis zu 10-15 Dezibel, was einer gefühlten Halbierung der Lautstärke entspricht. Somit schaffen wir eine kontrollierte akustische Atmosphäre, die sowohl Gespräche und Musik gemeinsam erlaubt. Dann ist es plötzlich gar nicht mehr notwendig, die Musik lauter zu drehen. Gemessen am Ergebnis ist dabei der Aufwand relativ gering. Ganz oft haben die Betreiber*innen ein großes Aha-Erlebnis nach so einer raumakustischen Optimierung.
VCC: Und was sind Isolationsmaßnahmen, die ihr bereits umgesetzt habt? Hast Du ein paar Beispiele für uns?
WS: Es gibt eine sehr große Bandbreite an Möglichkeiten und je nach Ausgangssituation kommen unterschiedliche Ansätze zur Anwendung. Im Ponyhof war an einen Normalbetrieb vor dem Umbau praktisch gar nicht zu denken. Mit einem Raum-in-Raum Konzept wurde der gesamten Schall vom bestehenden Raumkörper entkoppelt, inklusive Kabel- und Lüftungsschächte usw. Dazu kam noch eine Schallschleuse für den Eingangsbereich inkl. Active Noise Control. Insgesamt haben wir es geschafft, die Bassfrequenzen um 15 Dezibel zu reduzieren. Aber natürlich ist so ein ganzheitliches Beschallungskonzept nicht gerade günstig - man bewegt sich da schnell bei etwa 2.000 Euro pro Quadratmeter Raum.
Aber es gibt auch andere Lösungen, die viel bewirken können. Mit der schon erwähnten Active Noise Control wird tieffrequenter Schall durch ein gegenphasiges Signal ausgelöscht. Ein schönes Beispiel ist hier auch die Praterstrasse, wo der Clubraum und der Barbereich direkt beieinander liegen und es trotzdem eine saubere akustische Trennung der beiden Räume gibt - da scheppert rein gar nichts bei bestem Sound und der Sound wird außen nicht mehr als störend wahrgenommen.
Der Einbau der Glasziegelwand, die gleichzeitig auch eine Schallschleuse darstellt, hat der Grellen Forelle soundtechnisch so ziemlich alles ermöglicht (lacht). Nebenan im Werk konnte man mit dem Einbau von Schallschutztüren beim Main- und Sidefloor extrem viel verbessern. Im Loft gibt es mit einer vollständigen Entkopplung der Basswand nach allen Seiten hin keine Störgeräusche mehr bei einem großartigen Sounderlebnis.
Auch für klassische Live Musik Locations wie den Viper Room lässt sich durch ein intelligentes Anlagenkonzept extrem viel verbessern. Mit der völligen Neuausrichtung der Bassboxen ist nun der Basssound schön gleichmäßig im Raum verteilt und es dringt nun nicht mehr ein gesammelter Impuls in die Substanz des Gebäudes - somit ist der Livebetrieb von außen unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle.
VCC: Das sind alles sehr spannende Projekte und vielfältige Lösungsansätze. Du hast bereits kurz etwas zu den damit verbundenen Investitionen erwähnt. Wie schätzt Du hier die Lage ein?
WS: Ich halte es für sehr wichtig, dass sich die Politik darüber Gedanken macht, wie eine Förderung für raumakustische Maßnahmen und Schallschutzkonzepte für Kulturbetriebe aussehen kann - von der Konzepterstellung bis hin zur tatsächlichen Ausführung. Denn die Rahmenbedingungen sind nicht einfacher geworden und die notwendigen Investitionen sind für eine Vielzahl von kleinen bis mittelgroßen Veranstaltungsstätten nicht einfach so stemmbar. Am Ende profitieren aber alle von den Verbesserungen: die Venues, das Publikum, die Nachbarschaft, die Stadtverwaltung und das kulturelle Angebot im Grätzel.
VCC: Vielen Dank für den Einblick in eure Tätigkeiten!
WS: Sehr gerne, vielen Dank!