Der öffentliche Raum wird in Wien zunehmend intensiv genutzt und hat sich in den vergangenen Jahren von einem Transit- und Bewegungsraum hin zum Aufenthalts-, Erholungs-, Freizeit- und Sozialraum gewandelt.
Dieser Wandel wird auch seitens der Stadt Wien gefördert und unterstützt - mit dem Stadtentwicklungsplan 2025 und dem dazugehörigen Fachkonzept öffentlicher Raum hat die Stadt Wien Zielvorstellungen zur Nutzung urbaner Freiräume formuliert.
Als ein Ergebnis ist das vermehrte Aufkommen von Begegnungszonen, Fußgängerzonen und Wohnstraßen im Wiener Stadtbild zu erkennen mit einer verstärkten Nutzung des öffentlichen Raums sowohl in Räumen frei von Konsumzwang als auch in Schanigärten und Flächen vor Lokalen und Clubs. Darüber hinaus ist mit Inkrafttreten des bundesweiten absoluten Rauchverbots in sämtlichen Gastronomiebetrieben am 01.11.2019 ebenfalls davon auszugehen, dass sich auch die Aufenthaltsfrequenz von Gästen vor Lokalen erhöht hat.
Insbesondere in den Sommermonaten gerät das Ruhe- und Erholungsbedürfnis von Anrainer*innen in Konflikt mit dem Aufenthalt von Personen vor Lokalen und in öffentlichen Verweil- und Aufenthaltsmöglichkeiten und damit verbundenen Lärmemissionen. Viele Bewohner*innen kühlen ihre Wohnräume bei Nacht mit gekippten bzw. geöffneten Fenster, was mit einer größeren Exposition von Geräuschen und Lärm einhergeht. Andererseits laden gerade die höheren Temperaturen zu einer längeren Verweildauer im Freien und erhöhen den Nutzungsdruck des öffentlichen Raums während derselben Jahreszeit. Der Bezirksbericht der Vienna Club Commission (2020) hat in diesem Zusammenhang gezeigt, dass vonseiten der einzelnen Bezirksvorstehungen Lärmbeschwerden als das relevanteste Problem im Nachtleben in allen Wiener Bezirken genannt wurden.
Auch die Bedarfserhhebung der Club- und Veranstaltungsszene von der Vienna Club Commission (2020) hat ergeben: Ganz vorne bei Problemen steht Lärm. Sowohl vor der Tür (80%) wie auch durch die Musik (76%). Anrainer*innen leben dabei sehr häufig weniger als 20 Meter entfernt. 43% der Locations haben Probleme mit Anrainer*innen, großteils über viele Jahre. Auch Behörden beanstanden vor allem Lärm, allerdings deutlich weniger ausgeprägt als Anrainer*innen.
Bei einer unzumutbaren Belästigung der Nachbarschaft durch Gäste können Betreiber*innen mit einer wirtschaftlich nachteiligen früheren Sperrstunde des Lokals bzw. Schani- und Gastgärten als Konsequenz konfrontiert sein. Dabei gelten als Gäste laut der GewO sämtliche Personen, die den Betrieb seiner Art nach in Anspruch nehmen und die sich im unmittelbaren Umkreis des Lokals befinden. Es gibt zwar mögliche Maßnahmen um Anrainer*innenprobleme zu adressieren, den Lokalbetreiber*innen selbst fehlt es oftmals an rechtlicher Handhabe, um Personen wegzuweisen, da sich diese nicht im Lokal selbst, sondern davor auf (üblicherweise) öffentlichem Grund befinden. Die Polizei kann ebenfalls nur dann einschreiten, wenn Personen ein tatsächlich strafbares Verhalten zeigen - was oftmals bei Lärmbeschwerden gar nicht vorliegen muss.
Lösungen gesucht!
Die Vienna Club Commission möchte Unternehmen und Expert*innen sämtlicher Branchen zur Entwicklung innovativer Produkte oder Dienstleistungen zur Reduktion von Lärmemissionen vor Lokalen aufrufen. Dabei sind innovative und kreative Lösungsansätze gesucht, wie bspw.
- bauliche Maßnahmen bei Lärmemittenten und Lärmbetroffenen (z.B. schallschutzgedämpfte Kippfenster, mobile Wände mit Schallschutzelementen, Markisen mit Schallschutzelementen, etc.) oder
- Produkte und Dienstleistungen, die einen Anreiz bieten, sich im öffentlichen Raum bzw. direkt vor Lokalen ruhig zu verhalten (Nudging) oder große Ansammlungen von Gästen (bspw. Warteschlangen vor Clubs) zu vermeiden.
Die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen – wie die Entwicklung innovativer Produkte oder Dienstleistungen zur Reduktion von Lärmemissionen – können mit laufenden Programmen der Wirtschaftsagentur Wien gefördert werden. Insbesondere die Förderprogramme „Creative Project” für Unternehmen aus der Kreativwirtschaft und „Innovation” für Unternehmen aller Branchen und Sparten sind für Einreichungen geeignet. Bei geplanten Einreichungen ist ein Beratungsgespräch mit der Wirtschaftsagentur Wien empfehlenswert.
Solltest du Interesse haben, mit deinem Unternehmen bzw. deiner Expertise innovative Produkte oder Dienstleistungen zur Reduktion von Lärmemissionen zu entwickeln oder bereits bestehende Lösungen vorstellen wollen, kontaktiere uns bitte unter den folgenden Kontaktdaten:
Vienna Club Commission
info@viennaclubcommission.at
+43 670 652 2600
Im Anschluss verbinden wir dich mit interessierten Clubs und Lokalen für eine mögliche Kooperation bei der Entwicklung von Lösungsansätzen und begleiten Sie in Ihrem Vorhaben.